No Problem Tobago

Nach 16 Tagen am Atlantik erhaschen wir gegen 9:30 morgens hinter dichten Regenwolken den ersten Blick auf die Insel Tobago. Der kühle Tropenregen hüllt die tiefgrüne Landschaft in Dunst und es riecht erdig nach Wald. Die Sinne reagieren sensibel auf die ersten Landeindrücke, es ist eine willkommene Abwechslung zur Meeresluft und dem ewigen Blau und Grau für die Augen, der letzten zwei Wochen. Ein Empfangskomitee, bestehend aus einer kleinen Delfinschule, taucht ca. 2 Seemeilen vor der Einfahrt in Pirates Bay auf und begleitet uns quasi bis zur Muringboje. Bis auf den strömenden Regen, könnte das Einlaufen nach der Atlantiküberquerung nicht viel kitschiger sein. Nachdem wir final an der Boje festmachen, genehmigen wir uns eine Sektdusche und das erste Bier nach 16 Tagen. Wir sind angekommen und es fühlt sich richtig, richtig gut an.

Unser Zuhause für die nächsten 9 Tage ist Pirate’s Bay und der sich dort befindende kleine Ort Charlotteville. Neben der Hauptstadt Scarborough, die sich auf der anderen Seite der Insel befindet, ist Charlotteville die zweit größte „Stadt“ auf Tobago. Dabei ist das Wort Stadt ein ziemlich großes, denn es handelt sich hier eher um ein Dorf, das inmitten von Regenwald auf einigen Hügeln gebaut ist. Aber das kam auch nicht sonderlich überraschend für uns, denn die gesamte Insel zählt gerade einmal 60.000 Einwohner und bildet zusammen mit der deutlich größeren Insel Trinidad den Staat Trinidad & Tobago. Es sieht auf den ersten Blick von unserem Boot richtig idyllisch aus!

Nach einem wohlverdienten Snack an Board nehmen wir via WhatsApp Kontakt zur Einreisebehörde auf. Auf das Einklarieren in Tobago haben wir uns besonders vorbereitet, da wir überall gelesen haben, dass es enorm kompliziert, mühsam und mit dem Ausfüllen von vielen Seiten von Dokumenten verbunden sein soll. Nichts vom dem sollte sich als wahr herausstellen - wir bekommen schnell eine sehr freundliche Antwort und sind für 2 Uhr nachmittags ins Customs Office bestellt. Also Dinghy fertig machen und ab an Land. Die ersten Schritte über festem Boden sind sehr wackelig und uns schaukelt es geistig von den Bootsbewegungen immer noch gut durch. Natürlich haben wir uns vorher nicht angesehen wo wir genau hinmüssen, also gehen wir einmal auf eigene Faust los. Es dauert nicht lange bis wir von einem Einheimischen angesprochen werden, der wissen will wohin wir wollen. Nachdem wir es aus Mindelo so gewohnt waren reagieren wir erstmal nicht und gehen weiter, schließlich wollen wir uns nichts verkaufen lassen. Derselbe Mann fragt uns erneut wo wir hinwollen und wir sagen ihm, dass wir zum Customs Office wollen. Daraufhin erklärt er uns den Weg und wünscht uns noch einen schön Tag - das wars, er will uns nichts verkaufen, uns nicht gegen Geld dorthin begleiten, sondern einfach nur weiterhelfen. Ein wahnsinnig schöner erster Eindruck von den Menschen der sich im Laufe unseres Aufenthalts auch immer weiter verfestigt. Das Einklarieren beim Zoll erfolgt problemlos, nicht zuletzt da die Zollbeamtin extrem freundlich und zuvorkommend ist. Während des Einklarierens zeigt sie uns auf der Karte ein paar Empfehlungen für Ausflüge und wir plaudern noch eine ganze Zeit nett mit ihr. Da die Immigrationsbeamtin heute nicht hier ist, werden wir für den nächsten Tag noch einmal herbestellt - wir merken schnell, dass hier alles problemlos funktioniert, solange man keinen Stress hat. Am Schluss bezahlen wir für die Einreise einige TTD (Trinidad-Tobago-Dollar), die wir zuvor beim einzigen Bankomaten der Stadt abgehoben haben. Beim Rückweg Richtung Meer kommen wir am idyllischen Fußballplatz, auf dem Hühner mit ihren Kücken und Krabben herumlaufen, vorbei. Die umliegenden Häuser wirken alle sehr einfach aber wir schauen schon recht neidisch in die Gärten in denen reife Mangos und allerhand andere tropische Früchte von den Bäumen hängen. Das gibt uns auch den Anreiz uns etwas zum Essen zu suchen. Dafür ist es auch an der Zeit nachdem wir uns jetzt 16 Tage selbst verköstigt hatten freuen wir uns auswärtig essen zu können. In erster Reihe beim Strand finden wir ein kleines Lokal. Es gibt frittiertes Huhn mit Pommes und dazu (ganz wichtig - Peter und Stefan sind mittlerweile süchtig) karibische Hot Sauce. Das passende Getränk dazu müssen/dürfen wir uns im nahegelegenen Supermarkt (es heißt zwar Supermarkt aber es ist eher ein Mini-Markt) selbst kaufen. Das Essen und vor allem das Carib Bier dazu schmecken exzellent und nach einem kurzen Einkauf geht es zurück aufs Boot. Für den ersten Tag haben wir jede Menge Eindrücke gesammelt und wir lassen den Tag am Boot ausklingen.

Am nächsten Morgen treffen wir beim Immigration-Office Georg, Monika und Niko von der Yalka. Sie sind nur wenige Minuten nach uns in die Bucht eingelaufen und mit ihnen hatten wir schon einen Tag vor Ankunft über Funk geplaudert. Nachdem wir von unserem letzten Fang noch jede Menge Fisch übrighaben (der langsam gegessen werden möchte) laden wir die drei kurzerhand zum Abendessen ein. Wir holen uns unsere Stempel im Reisepass ab und gehen entspannt frühstücken. Es gibt Doubles und Pies - am ehesten ist das mit Langos mit Kichererbsen-Soße zu vergleichen. Gut und günstig, also gerade Recht für ein schnelles Frühstück. Ansonsten steht heute eine Grundreinigung von Vaquita an. Neben dem üblichen Level an Dreck, der entsteht wenn drei Menschen 16 Tage umgeben von Salzwasser auf einem Boot mit ca 15 m² Wohnfläche leben, hat auch das Unterwasserschiff etwas Liebe nötig. Am Heck haben sich Seepocken festgesaugt, die mit einer Spachtel entfernt werden müssen. Das verbinden wir dann gleich mit dem ersten Schnorchel-Gang. Gleich hinter unserem Boot befindet sich ein Felsen der von einem kleinen Korallenriff umgeben ist. Wir sehen wahnsinnig viele unterschiedliche bunte, tropische Fische. Eine solche Vielfalt waren wir aus unseren bisherigen Segelreisen (vorwiegend im Mittelmeer) nicht gewohnt. In Kombination mit den bunten Korallen und dem warmen Wasser ist es einfach nur herrlich. Auch wenn der kurze Ausflug sehr schön ist, steht die Arbeit heute im Vordergrund. Nachdem das gröbste Chaos beseitigt ist, fahren wir noch einmal an Land um letzte Einkäufe fürs Abendessen zu machen - dabei finden wir eine frische Ananas die wir heute zum Fisch servieren wollen. Zu unserer Freude hat auch eine kleine Boutique geöffnet in der wir SIM-Karten kaufen können. Wir freunden uns sehr schnell mit der Besitzerin Dana an. Nach einem langen Gespräch und einer Weinverkostung (es ist eher Likör) versprechen wir, sie am nächsten Tag bei einem Weihnachtsmarkt am anderen Ende der Insel zu besuchen. Wir wissen zwar noch nicht ganz wie wir dorthin kommen aber wir kaufen uns sicherheitshalber noch ein Busticket im Supermarkt. Danach geht es zurück aufs Boot und wir beginnen zu kochen. Heute gibt es Wahoo Filets mit Limettenreis und karibischer Ananassoße. Unseren Gästen von der Yalka und uns schmeckt es richtig gut - eine Win-Win Situation, sie müssen nichts kochen und wir konnten unseren doch sehr großen Fisch sinnvoll verwerten. Als Dankeschön, erhalten wir von Monika noch ein frisch gebackenes Brot aus dem Brotbackautomat, was so alles Platz hat auf einem 15 m langen Schiff, wir freuen uns jedenfalls und machen uns einen sehr netten Abend. Am nächsten Morgen müssen wir früh raus - schließlich fährt der Bus um 7 Uhr, oder doch 8 Uhr, oder vielleicht um 9 Uhr - so genau konnte uns das nämlich niemand sagen.

Also stehen wir morgen pünktlich um 7 Uhr an der Haltestelle zusammen mit ein paar anderen mutigen Seelen. Auch von denen weiß keiner, wann der Bus kommt. Kurzzeitig regnet es, daraufhin meinen die Locals, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Bus heute noch kommt. Der Busfahrer mag scheinbar keinen Regen und die einzig logische Konsequenz ist daher, dass der Bus an Regentagen einfach nicht fährt. Die Uhren ticken hier eindeutig ganz anders als in Europa. Wir geben die Hoffnung aber nicht auf und das sollte sich bezahlt machen. Um kurz vor halb 9 fährt der Bus tatsächlich ein. Die Fahrt führt uns über schmale Straßen durch den Regenwald an der Ostküste der Insel entlang. Dadurch bekommen wir einen guten Überblick über die Insel und können uns das erste Mal einen Eindruck von der Regenwald-Flora machen. Die teils riesigen Pflanzen kennen wir daheim nur als Zimmerpflanzen - eine ganz andere Welt, auch im Vergleich zu den eher trockenen Inseln der Kanaren und Kapverden, die wir zuvor besucht haben. In Scarborough angekommen orientieren wir uns kurz, trinken einen Kaffee und nehmen ein Taxi in einen nahegelegenen Ort, in dem der Markt stattfindet. Für läppische 10 TTD (1,50€) pro Person werden wir zum Veranstaltungsort, einem Cafe namens „All the shore things“ gebracht. Dort werden wir gleich herzlich von Dana empfangen und wir werden allen Leuten am Markt vorgestellt. Wir verdienen uns gleich den Respekt der Einheimischen - sie waren sehr beeindruckt, dass wir mit dem Bus hergekommen sind. Die Leute sind extrem freundlich und wir werden nach ein paar Gesprächen sogar zu privaten Feiern eingeladen. Am Markt selbst wird allerhand Kunst und Krimskrams angeboten, wobei richtig nette Dinge dabei sind, die wir als Andenken mitnehmen. Im Café gibt es nicht nur gutes Essen mit Meerblick (hatten wir ja schon lange nicht mehr) sondern auch einen Chocolatier-Raum wo uns ein sehr nettes älteres Pärchen die Herstellung von Schokolade und Pralinen ganzheitlich - Bean to Bar - vorführt. Neben der Schokolade waren mal wieder die Menschen/Eigentümer das Highlight. Wir unterhalten uns über eine Stunde mit ihnen und haben eine gute Zeit. Wir bekommen sogar Kakaofrüchte geschenkt. Im Gegensatz zum bitteren, afrikanischen Kakao können Trinidad-Kakaobohnen auch roh genossen werden. Dabei lutscht man Fruchtfleisch von den Bohnen, welches ein wenig nach Mango schmeckt. Kurz bevor der Markt schließt bekommen wir noch eine gute Nachricht. Dana hat eine Rückfahrgelegenheit für uns organisiert, also sparen wir uns den unzuverlässigen Bus.

Wir treffen Desiree, die uns nach 5 Minuten Bekanntschaft dankenswerterweise 1,5 Stunden an die andere Seite der Insel mitnimmt. Als Dank möchte sie kein Spritgeld akzeptieren also schenken wir ihr eine Flasche spanischen Rotwein. Auf der Heimfahrt erzählt sie uns auch von einer Weihnachtsfeier, die wir später am Abend noch besuchen. Dort sind wir die einzigen Touristen aber die Leute freuen sich, dass wir uns am Dorfleben beteiligen. Wir werden von allen Rednern und Musikern des Abends erwähnt und bekommen nach dem Essen sogar noch gratis eine Essensbox für den nächsten Tag mit. Ein richtig schöner aber auch anstrengender Tag und wir sind dann froh bald ins Bett zu fallen - nach einem Absacker versteht sich. Der nächste Tag gestaltet sich endlich etwas chilliger und wird ganz im Zeichen unserer Atlantiküberquerung als „SPA-Day“ gehandhabt. Wir gehen ausgedehnt Schorcheln und lungern am Schiff herum. Am Abend findet Teil 2 der Weihnachtsfeier statt, zu der wir am Vortag eingeladen wurden. Bei der Dinghy-Fahrt an Land treffen wir Marga von der Gitana an. Diese entscheidet sich kurzerhand mit uns mitzukommen. Wir genießen das Essen und die Musik bei der Feier bevor diese gegen 20:00 zu Ende ist. Jetzt wäre der richtige Moment einmal einen kurzen Abend zu machen und uns auszuschlafen, aber das haben wir noch nie so gemacht, warum also damit anfangen? Wir werden von Marga an Bord der Gitana eingeladen. Eine solche Einladung schlagen wir natürlich nicht aus, gerade wenn wir nebst netter Unterhaltung mit einer 3 Liter Kartonage portugiesischen Rotwein gelockt werden. Wir machen uns einen schönen Abend mit Marga und lauschen ihren Geschichten. Die Tierärztin, die mit ihrem Know-How für den Tierschutz tätig ist, erzählt uns von ihrer bisherigen Reise und von ihrem Plan einmal die Welt mit dem Boot zu umrunden (sie hat auch einen Reiseblog: Capitana de la Gitana). Gegen drei Uhr morgens ist der Wein und auch unsere Energie am Ende. Die Crew der Vaquita hat erneut erfolgreich den Ruf des „Nicht nach Hause gehen wollens“ verteidigt.

Aufgrund der Schlafenszeit erfolgt am nächsten Tag (richtig, wer hätte es geahnt) ein weiterer SPA-Day. Wobei wir heute noch eine Mission haben. Morgen ist Weihnachten und wir haben noch nichts fürs Weihnachtsessen. Nachdem es die Auswahl im Supermarkt nicht hergibt, etwas Würdiges zu kochen gibt es nur eine Antwort: Wir müssen wohl selbst auf die Jagd gehen! Die Fisch-Harpune feiert daher ihr Debut auf Tobago. Mit dem Air-Buddy (einem schwimmenden Luftkompressor, mit dem zwei Leute bis auf 6 Meter Tiefe Unterwasser atmen können) machen sich Peter und Stefan auf die Jagd. Für den einen oder anderen Leser mag das jetzt überraschend sein, aber sogar mit Erfolg! Die Ausbeute: fünf Rotfeuerfische und eine Gelbschwanz-Schnapper. Mit dem Fang der Rotfeuerfische tun wir dem lokalen Ökosystem sogar noch einen Gefallen. Diese sind in der Karibik nicht heimisch, gelten als invasiv und Speerfischer sind angehalten sie zu entnehmen. Leider sind sie nicht ganz so leicht zu verarbeiten, da die Stacheln des Fisches giftig sind und an unseren Exemplaren wenig dran ist. Mit genug Zeit und der richtigen Portion Vorsicht ist aber auch das geschafft. Das Weihnachtsessen ist somit beinahe gesichert, ein zwei zusätzliche Fische wären noch optimal. Um 17:00 steht noch ein Programmpunkt an - Barbecue am Strand von Pirates Bay. Unsere Freunde von der Yalka haben das mit Son Son, einem Einheimischen, organisiert und Marga von der Gitana ist auch dabei. Es gibt King Fish mit Safranreis und Brotfrucht dazu gibt es Rumpunsch (Ein guter Ersatz für die Punschstandel daheim, die wir dieses Jahr leider auslassen). Noch lange nach dem Essen genießen wir die Abend/Nachtatmosphäre am Strand. Irgendwann packt Stefan die Gitarre aus und wir singen zusammen ein paar Lieder. Zu allem Überfluss setzt sich einer der Einheimischen dazu und trommelt auf einer Bierkiste mit - mehr geht eigentlich nicht und damit wäre auch ein weiterer Punkt auf der Bucketist abgehakt. Alles in allem ein sehr schöner Vorweihnachtsabend.

Der 24. Dezember startet mit weihnachtlicher Hitze, Sonnenschein und einem ungewöhnlichen Programmpunkt. Erst einmal um 8 Uhr morgens an Land zu einem Ausflug nach Little Tobago, eine kleine Insel unter Naturschutz, die nur mit Guide besucht werden darf und ein Vogelparadies sein soll. Immerhin hat sogar David Attenborough dort jährlich einige Zeit verbracht um sich mit den Vögeln auf der Insel zu beschäftigen, erfahren wir später von unserem Guide. Zuerst einmal geht’s im Minibus nach Speyside auf der dem Wind zugewandten Seite von Tobago. Dort geht’s im Schnellboot in 20 min nach Little Tobago. Die Überfahrt ist vor allem schnell - mit 2 150 PS Motoren sind wir ungewohnt flott unterwegs. Tropisch bewaldet begrüßt uns die Insel und beim kurzen Aufstieg zeigt uns der Guide Fächerpalmen, tropische Fruchtbäume wie Maracujas, Mangos und allerlei Tierchen wie zum Beispiel einen Kolibri und die Konstruktion einer Falltürspinne. Oben angelangt befindet sich ein kleines Holzhäuschen in welchem eben David Attenborough das Privileg hatte ungestört Zeit zur Naturbeobachtung zu haben. Ohne explizite Genehmigung des Umweltministeriums ist das Übernachten auf der Insel nicht erlaubt. Wir spazieren weiter durch den dichten Wald unter Palmen und allerlei andern exotischen Gewächsen zu einer Lichtung, welche die andere Seite der Insel überblickt. Dort beobachten wir einige Zeit lang Fregattvögel beim Jagen von Tölpeln. Diese haben wir aufgrund ihres Aussehens Flugsaurier getauft und sie erreichen eine beachtliche Flügelspannweite von bis zu 2,4 m. Fregattvögel vermeiden bei der Jagd Wasser, daher luchsen sie anderen Vögeln das Erjagte ab oder ernähren sich von fliegenden Fischen. Wir sehen sonst noch einen hübschen Motmot. Danach geht’s noch zu zwei Weihnachtsschnorchlern am Riff, wo wir unterschiedlichen bunten Fischen beim Treiben zusehen und schlussendlich wieder zurück nach Charlotteville. Dort nehmen wir gemeinsam mit Marga von der Gitana und Nikola vom Nachbarboot ein Mittagessen ein und trinken dazu eisgekühltes Carib Bier.

Am Nachmittag gilt es das Abendessen um weiteren Fisch zu ergänzen, also geht für Peter nochmal mit dem Airbuddy und der Harpune Unterwasser. Die Zielgenauigkeit oder hat ihn doch das Anfängerglück verlassen, jedenfalls gelingt es ihm heute nur einen Feuerfisch zu harpunieren. Wenigstens ist der im Gegensatz zu den anderen vom Vortag relativ groß. Ines und Stefan bringen derweil das Boot für das weihnachtliche Dinner in Schuss und schließlich kommt auch schon Marga am Dhingy zu uns rüber. Gemeinsam kochen wir Ceviche aus den Feuerfischen als Vorspeise und Gelbschwanzschnapper mit Ingwer Limettenreis als Hauptspeise. Marga bringt noch Pudding als Nachspeise. Festlich speisen wir bis spät in die Nacht und verbringen einen netten ungewöhnlichen Weihnachtsabend zusammen.

Der 25. steht im Zeichen der Erholung und wir beginnen den Tag mit Inzersdorfer Dosen, für Ines gibt es Reisfleisch und Stefan und Peter gönnen sich ein Dosengulasch. Wir schlafen aus und schaffen es endlich ein wenig unsere eigene Bucht zu erkunden. Wir packen uns zusammen und fahren auf die andere Seite Bucht auf einen einsamen Strand. Dort leben wir ein wenig das Robinson Crusoe (den lies Daniel Dafoe tatsächlich auf Tobago landen) Life, knacken 2 Kokosnüsse mit Steinen und spazieren einen kleinen Bach entlang durch den Wald zu einem kleinen, versteckten Wasserfall. Im Sonnenuntergang rauschen wir zurück aufs Boot und beenden den Tag bei gemütlichem Beisammensein.

Spontan bekommen wir für den nächsten Tag noch ein Auto. Die Kommunikation gestaltet sich zuerst sporadisch mühsam, aber am nächsten Tag in der Früh setzen wir gemeinsam mit Marga über um das Auto entgegenzunehmen. Mit einer Stunde Verspätung steht unser Flitzer da. 40 EUR Cash ärmer und mit schneller Übergabe machen wir uns mit dem blauen Gefährt mit Riss in der Scheibe, 260000 km und leerer Bierflasche auf der Rückbank von den Vorgängern oder doch vom Eigentürmer, auf den Weg. Auf Tobago herrscht wie auf vielen karibischen Inseln Linksverkehr, die Straßen sind allerdings meistens ohnehin sehr eng und man fährt eher nach Gefühl als nach den Regeln. Es geht in den Regenwald der Insel für uns, nach Little Tobago und dem Ausflug in den Wald in unserer Bucht sind wir gespannt ob sich der Ausflug mit dem Auto lohnt. Wir gehen einen 3-stündigen Trail (Gilpin Trace), welcher mit rosa Stofffetzen entlang des Weges gekennzeichnet ist, entlang. Der dichte Regenwald ist noch einmal viel grüner und intensiver als die beiden vorigen Wälder. Wir sehen Kolibris und andere bunte Vögel, Wasserfälle, geschäftige Blattschneiderameisen und Lianen wie aus Tarzan. Ziemlich am Ende des Weges sehen wir noch zwei stattliche Boa constrictors entlang des Weges, überrascht wie schwer es ist diese zu sehen, schauen wir den Rest des Weges extra vorsichtig, wobei die Schlangen nicht wirklich gefährlich sind.

Unser Trail endet direkt neben dem Kolibriparadies, welches uns schon die Dame vom Zoll empfohlen hat. Dort kann man die kleinen umtriebigen Vögel mit Zuckerwasser füttern und direkt aus der Nähe ansehen. Kolibris sind überhaupt nicht scheu und setzen sich sogar auf die Hand oder auch den Kopf, wenn man das Futter dort platziert. Magische Minuten vergehen, während wir die kleinen quirligen, hübschen Vögel aus nächster Nähe beobachten. Der Bruder des Besitzers führt uns dankenswerterweise gegen ein kleines Entgelt wieder zurück zum Anfang des Weges wo unser Auto steht. Das Fahrzeug ist abenteuerlich, man sieht hinten direkt auf den Boden, weil die Bodenplatte durchgerostet ist und die Beifahrertür ist so verzogen, dass Stefan 2 Anläufe braucht um sie zu schließen. Jetzt wissen wir, dass wir offensichtlich doch ein Oberklasse Gefährt bekommen haben, einzig der Durst des Vehikels macht uns Sorgen, irgendwie haben wir beinahe einen halben Tank verbraucht bei einer Fahrt von knapp 60 km.

Da wir schon wissen, dass wir nicht mehr mit dem Boot in die anderen Buchten kommen werden, beschließen wir diese kurzerhand mit dem Auto zu besuchen. Englishman’s bay ist dabei unser erster Stopp. Eine traumhafte Bucht mit nur einem Boot vor Anker, einem herrlichen Strand mit Palmen und einem kleinen Restaurant in welchem wir uns noch stärken können. Danach geht es noch nach Parlatuvier Bay der Nachbarbucht in der es einen kleinen Ort und jede Menge Fischerboote gibt. Von oben herab bietet sich uns ein herrlicher Anblick. wir wollen allerdings zum Wasserfall hinter dem Ort. Der Weg dorthin ist nochmal ganz anders. Über Grasflächen geht es zwischen dem Wald entlang an einem Bach ein Stück nach hinten. Es ist schon spät daher sind nun auch schon mehr Vögel aktiv. Der Weg erinnert ein wenig an das Auenland in Herr der Ringe. Der Wasserfall selbst ist ganz nett aber auch nichts Spektakuläres. Über die Straße im Nordwesten geht es über ein zwei Dörfer und eine wilde Straße mit Schlaglöchern zurück nach Charlotteville.

Am nächsten Tag stehen Vorbereitungen für unsere Abfahrt nach Bequia an. Wir verbringen einen halben Tag damit Dinge am Boot zu richten und zu verbessern, auszuklarieren, dabei plaudern wir eine halbe Stunde mit der Dame vom Zoll und schaffen es am Nachmittag dann sogar noch nach Lover’s Bay im südlichen Teil unserer Bucht. Die Bucht verdankt ihren Namen dem rosa Sand. Es bietet sich uns ein kleiner nur über das Wasser erreichbarer Strand. Direkt davor am Riff gehen wir schnorcheln und beobachten am sehr seichten Riff jede Menge bunter Fische. Am nächsten Tag machen wir noch ein paar Drohnenaufnahmen, gehen eine letzte Mahlzeit einnehmen und verabschieden uns von Dana.

Es fällt uns nicht leicht wegzufahren, selten haben wir in so kurzer Zeit so viele nette Bekanntschaften gemacht. Doch müssen wir los um zu Silvester in Bequia zu sein wo wir uns mit unseren Freunden von der Namai aka Stahlsund treffen wollen. Bei einem letzten Sonnenuntergang laufen wir aus Pirates Bay, Tobago - unserer ersten Bucht auf diesem Kontinent -aus. Die 120 Seemeile, in der Zwischenzeit ein Katzensprung für uns, legen wir größtenteils über Nacht bei einem am Wind Kurs entspannt zurück und sind am nächsten Nachmittag in Bequia.

Überfahrt von Tobago nach Bequia:

  • Distanz: 118 Seemeilen, davon unter Segel: 111 Seemeilen

  • Motorstunden: 2 Stunden

  • Zeit: 23 Stunden 26 Minuten

  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,0 Knoten

  • Segelbedingungen: gemütlicher am Wind bis Halbwindkurs

Nützliche Infos:

  • Einklarieren und Ausklarieren in Pirates Bay Charlotteville funktioniert aktuell sehr gut die Dame vom Zoll ist lokal in Charlotteville und organisiert nach Absprache über Whatsapp den Einklarierungsprozess mit Immigration (kommen aus Scarborough). Nach Rücksprache mit ihr ist sie noch bis nächstes Jahr hier und die Freundlichkeit und Kompetenz der Beamten ist individuell. Aktuell ist die Dame sehr herzlich und organisiert, Stress sollte man trotzdem keinen mitbringen. Speziell bei der Abreise empfiehlt es sich rechtzeitig in Kontakt zu treten, damit die Dame vom Zoll genug Zeit hat alles zu organisieren und man auch an seinem gewünschte Abreisetag loskommt. Am besten kontaktiert man sie über: +1 868 684 9950

  • Buchten bummeln ist in Tobago ein wenig komplizierter als sonst. Man lässt sich eine kostenlose Buchten Permit für die jeweilige Region bei Customs geben. Es gibt 2 Regionen Charlotteville, welches die Buchten Permits für den Osten der Insel bis Castara ausstellt und Scarborough für den Westen der Insel. Dabei muss man allerdings in Charlotteville quasi ausklarieren und in Scarborough einklarieren.

  • Die Busse sind günstig allerdings fahren sie sporadisch. Das Auto haben wir von jemand in Charlotteville um 300 TTD gemietet, wobei der Normalpreis 400 TTD gewesen wäre. Der Vermieter ist erreichbar über Whatsapp unter: +1 868 465 0406

  • Der Trip nach Little Tobago war über das Tauchzentrum in Speyside (Tobago Dive Experience) organisiert und kostete 70 USD pro Person, wobei wir zu 7. waren. Das Preis/Leistungsverhältnis war überschaubar, würden wir um das Geld wahrscheinlich nicht nochmal machen.

  • Das Kolibriparadies (Hummingbird Paradies) lässt sich sehr gut mit dem Gilpin Trace (Gilpin Trace | Tobago) verbinden. Der Gilpin Trace ist schlammig, ansonsten “ausgeschildert” man folge den rosa Bändern (nicht den orangen), dann kommt man in der Nähe vom Kolibri Paradies raus. Wir haben dafür etwa 3 Stunden gebraucht. Für ein kleines Entgelt, hat uns der Bruder des Eigentümers dann zurück zu unserem Auto geführt.

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