Motorprobleme am Weg von Menorca nach Mallorca
Wir haben den Grund für die Überhitzung unseres Motors gelöst. Es war eine gute Mischung aus Unwissen und tricky. Aber fangen wir von vorne an. Wir verlassen unsere 1. Ankerbucht auf Menorca, eine sehr enge Bucht mit Felssteilküste und vielen Booten. Kurz vor der Abfahrt ankert noch ein Motorboot fast über unserem Anker. Am Ende geht sich alles gut aus und wir kommen aus der Bucht. Wir motoren gemütlich da sehr wenig Wind ist und wir nur in eine 10 sm (2 Stunden) entfernte Bucht wollen, die etwas näher für unseren geplanten Schlag nach Mallorca liegt. Bei der Abfahrt checken wir ordnungsgemäß, ob Wasser aus dem Auspuff kommt, wie man das im Motorkurs 1.0 so lernt. Unser Motor hat ein internes geschlossenes Kühlsystem, welches zusätzlich mit Salzwasser über einen externen Kühlkreislauf gekühlt wird. Das Wasser für den externen Kühlkreislauf wird am Saildrive (Getriebe, woran die Schraube befestigt ist) angesaugt und über den Auspuff wieder ausgestoßen. Bei uns kommt Wasser aus dem Auspuff also funktioniert der externe Kühlkreislauf. Kaum aus der Bucht fängt unser Motor an laut zu piepsen. Wir reduzieren das Gas auf null bis zum Leerlauf. Julia und Ines gehen nach unten um nachzusehen was los ist. Julia meint es riecht seltsam und beim Öffnen des Deckels raucht es. Wir schalten den Motor aus und sehen zum Glück relativ schnell, dass es nur Dampf und kein Rauch ist. Segel raus und mit immerhin 0,5 Knoten Fahrt können wir uns von der Steilküste entfernen. Nachdem unter dem Motor eine schwarze Lacke steht, ist die erste Vermutung Öl. Bei nähere Betrachtung entdecken wir allerdings, dass ein Kühlschlauch des internen Kühlkreislaufs geplatzt ist und es eine Mischung aus Kühlflüssigkeit, Wasser und Ölrückständen ist. Wir kürzen den Schlauch und bemerken dabei, dass sich dieser innen auflöst. Nach einer Abkühlzeit für den Motor und mühsamen Vorankommen unter Segeln, versuchen wir nochmals unser Glück. Nach 10 min unter Motor, diesmal mit direkten Blick auf die Problemstelle platzt uns der Schlauch erneut und das komplette Wasser spritzt dampfend aus dem Schlauch. Für heute heißt es also auf alle Fälle segeln. Der Wind zeigt sich gnädig und dank der kurzen Distanz kommen wir nach 4 Stunden statt der geplanten 2 in einer etwas näheren Bucht an, in der wir auch ohne Motor ankern können. Wir haben den Schlauch noch einmal gekürzt und befestigt, wohlwissend, dass er jederzeit unter Last wieder platzen würde. Da nur ein Boot in der Bucht ist, ankern wir unter Segel - ein Manöver, welches wir nicht übermäßig oft versuchen - uns bei diesen Bedingungen allerdings exzellent glückt.
Für den nächsten Tag suchen wir uns eine große, sandige Bucht auf Mallorca, in der wir auch unter Segel ankern können und beschließen trotz Motorproblemen die Überfahrt zu wagen. Das Ablegen unter Segel in der Früh gestaltet sich ungemütlich, nur dank der Schweizer Crew am Nachbarboot, welches sich sehr ungünstig über unserem Anker gelegt hat und den letzten Atemzügen des Motors schaffen wir es ohne Materialschaden den Anker zu lichten. Die restliche Überfahrt haben wir beste Windbedingungen, überholen sogar einen Katamaran und erreichen in 12 Stunden und nach fast 70 Seemeilen ohne unseren Motor unsere angepeilte Bucht in Mallorca - genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang.
Tags darauf versuchen wir bei den Mechanikern der Marina von Sa Rapitá einen Ersatzschlauch zu bekommen. Schwieriges Unterfangen, keiner hat so einen Schlauch auf Lager. Einer der Mechaniker meint beim Anblick des Videos, dass es wohl nicht nur der Schlauch wäre sondern ein Problem mit der Kühlung, wegen der Dampfentwicklung. Wir können Montagmorgen in die Marina kommen und ein Mechaniker würde sich alles ansehen. Guter Dinge verbringen wir das Wochenende in der Bucht - essen mit unseren Freunden nochmal Tapas und trinken Sangria, bevor wir uns am Samstag nach zwei Wochen und 470 Seemeilen von Julia und Gugi schweren Herzens verabschieden müssen. Jetzt sind wir auf einmal alleine an Bord.
Am Montag in der Früh kontaktieren wir, wie vereinbart, den besagten Mechaniker. Bis in den frühen Nachmittag erhalten wir keine Antwort. Da wir uns ohnehin mit einer Freundin in Palma treffen, fragen wir nochmal vor Ort nach. Wir erhalten eine kryptische Antwort und wir sollen es doch bei den Mechanikern nebenan versuchen. Dieser Versuch mündet immerhin darin, dass wir wissen woher wir den geplatzten Schlauch erhalten - in einem Shop in Palma. Ein Mechanikertermin sei aber bestenfalls Ende der Woche möglich.
Zwischenzeitlich putzen wir den Seewassereinlass am Saildrive, wobei wir noch nicht sicher sind, wo das Wasser genau angesaugt wird (es gibt 3 Löcher auf jeder Seite und eines am Boden). Da das untere Loch komplett mit einer Muschel verwachsen ist, stellt sich zumindest ein erster Verdacht ein, dass es auch das verstopfte Loch gewesen sein könnte. Das passt nur nicht dazu, dass wir (zwei Personen) Wasser aus dem Auspuff kommen gesehen haben. Wir holen den Schlauch aus Palma und machen uns daran das Problem systematisch anzugehen. Wir füllen Kühlflüssigkeit für den internen Kreislauf nach und tauschen den Problemschlauch. Wir schaffen es auch die Temperaturanzeige, welche nie funktioniert hat, in Betrieb zu nehmen. Nach näherer Inspektion sieht der externe Kühlkreislauf auch trocken aus. Wir füllen auch hier Salzwasser ein. Nach starten des Motors hört es sich zunächst an als würde alles funktionieren. Ich sehe mir den Auspuff vom Schlauchboot aus an und merke es kommt kein Wasser. Das was sich anhört als würde Wasser kommen, ist die Abgasluft, die ins Wasser bläst und diese sprudeln lässt, weil unser Auspuff durch die Beladung zeitweise unter Wasser ist. Motor aus. Nach einigen Probieren, bleibt nur mehr der Impeller (kleines Gummirad das als Pumpe für den externen Kühlkreislauf dient) als Problemquelle. Offensichtlich haben wir diesen durch das Trockenlaufenlassen zerstört. Wir öffnen das Gehäuse und siehe da der Impeller ist kaputt. Wir beschäftigen uns noch 2 Stunden sinnlos mit der Suche nach dem abgebrochenen 7. Flügel des Impellers, bis wir nach dem Check aller Schläuche beim Betrachten des Neuen feststellen, dass es nur 6 Flügel gibt. Na gut immerhin sind jetzt alle Schläuche komplett sauber. Danach tauschen wir den Impeller und probieren nochmals. Endlich kommt Wasser aus dem Auspuff. Unser Thermostat zeigt nach 1 Stunde mit guter Drehzahl 80°C an, perfekte Temperatur. Wir haben viel gelernt und gehen entspannt in den Abend.
Unsere Learnings aus der Geschichte:
Der Saildrive Einlass muss gereinigt sein und das untere Loch ist der Haupteinlass für die Kühlung.
Das Thermostat des Motors ist ein essenzielles Instrument.
Beim Einbauen von Ersatzteilen orientiert man sich lieber am intakten neuen Ersatzteil und nicht am alten kaputten.
Zu guter Letzt: mit logischer Einschränkung findet man oft schneller als gedacht die Problemstelle, auch wenn man wie wir sehr fern vom Fach ist.