Abschied und Leinen los
Die letzten Wochen in Österreich sind geprägt von Abschieden, organisatorischen Erledigungen und dem andauernden Gefühl nicht an alles zu denken. Bisher war die anstehenden Segelreise immer „irgendwann“, in 2 Jahren dann, eh erst in einem Jahr, ein paar Monaten haben wir noch, dann sind es nur noch Tage und plötzlich geht es los.
Das Monat vor der Abfahrt war geprägt von Abschiedsfeiern. Zuerst jene von meiner Großfamilie in Spitz beim Heurigen, dann die unserer Freunde und Peters Familie im Garten und zu guter Letzt die mit unseren Arbeitskollegen. Und dann war er da, der Tag unserer Abreise. Er war noch ziemlich stressig, denn es war noch nicht alles gepackt und auch die Wohnung musste noch dicht gemacht werden. Am späten Nachmittag haben wir uns dann mit meinen Eltern, meiner Schwester und ihrem Verlobten sowie ein paar Freunden am Meidlinger Markt zum Essen getroffen, bevor wir dann um 19:25 vom Bahnhof Wien Meidling mit dem Nachtzug über Padua nach Florenz aufgebrochen sind. Am Bahnsteig sind noch einige Tränen geflossen, bevor es dann wirklich losging.
Auf unserer ersten Etappe bis nach Mallorca, begleiten uns unsere Freunde Julia und Gugi. Sie waren schon mal an Bord, aber sind noch nie über Nacht gesegelt – es wird also für alle eine Herausforderung. Nach einer kurzen Nacht im Zug und vollbepackt kommen wir um ca. 9 Uhr in Rosignano an. Die nächsten Tage werden nochmal sehr arbeitsintensiv, da noch einiges erledigt werden muss: Sachen verstauen, die Garage ausräumen, Solarpanele montieren, einkaufen für den Törn, die Navigationslampe montieren,....
Dazu noch einige geplante und ungeplante Besuche. Peters Eltern kommen noch nach Rosignano, um uns zu verabschieden und ganz ungeplant kommen auch Kolleginnen von Peter für einen Abend vorbei. Nach einem arbeitsintensiven Samstag verbringen wir in großer, geselliger Runde mit allen zusammen einen Abend im Restaurant. Am nächsten Tag zeigen wir Peters Eltern das Boot und ankern vor der Bucht der Marina zum Baden mit ihnen. Sonntagabend verabschieden wir uns bei einer Pizza im Pomodoro e Basilico schweren Herzens von Lokalbesitzer Francesco und von Peters Eltern.
Es folgt noch ein Tag Arbeit am Boot, bevor wir wirklich ein letztes Mal die Leinen von unserem Liegeplatz L18 in der Marina Cala de’ Medici lösen. Es ist ein sehr unwirkliches Gefühl, haben wir doch so lange auf den Moment hingearbeitet. Jetzt geht es wirklich los. Kurz nach der Hafenausfahrt werden wir von ein paar Delfinen verabschiedet – wenn das kein guter Start ist!
Erster Stopp unserer Reise ist Korsika, genauer gesagt die Bucht vor Centuri im Nordwesten des Cap Corse. Hier fällt der Anker nach einer fast 12-stündigen Überfahrt bei wenig Wind genau rechtzeitig, um der Sonne beim Verschwinden hinter dem Horizont zuzusehen.
Am nächsten Tag ist es in der Früh bereits sehr windig und wir beschließen früher in Richtung L’Ile Rousse aufzubrechen. Außerdem ist es ist sehr gewittrig und wir wollen in eine geschütztere Bucht. Auch auf dieser Überfahrt haben wir nicht sehr viel Wind und es gewittert gefühlt überall um uns, aber wir bleiben zum Glück verschont.
In L’Ile Rousse, unserer Lieblingsstadt in Korsika, die wir schon von früheren Reisen kennen, genießen wir das Stadtleben und kommen mal ein bisschen an. Wir bleiben 3 Tage in der Bucht, da wir hier vom angesagten Mistral (ein starker Nordwestwind) sicher liegen. Gleichzeitig studieren wir schon das Wetter für eine mögliche Überfahrt nach Menorca. Wir wollen das nächste gute Wetterfenster nutzen – entweder brechen wir direkt von L’Ile Rousse auf oder wir fahren noch etwas weiter in den Süden von Korsika. Wann und wie es weitergeht bestimmen Wind und Wellen – auf das müssen wir uns die nächsten zwei Jahre einstellen.