SY VAQUITA: Bootstaufe
Wir sind Booteigner! Noch klingt das sehr ungewohnt. Nicht einmal drei Wochen nachdem wir den Vertrag unterschrieben haben, stand auch gleich der nächste große Schritt bevor: die Bootstaufe!
Eigentlich fanden wir den vorigen Namen Båtis - schwedisch für “kleines Boot” oder “Booti” - ganz süß. Allerdings wird das schwedische a als o gesprochen und ein Umlaut im Namen nicht sehr praktisch im internationalen Gebrauch. Also war es doch nicht ganz der passende Name für uns und wir mussten uns einen anderen einfallen lassen.
Gar nicht so einfach! Er sollte etwas mit dem Wasser zu tun haben, aber auch etwas ungewöhnlich sein. Nach etwas Überlegung habe ich (Ines) dann an die Vaquitas (zu Deutsch “Kalifornischer Schweinswal”; Phocoena sinus) gedacht, von denen wir bei unserer Mexikoreise im Museo de la Ballena (Museum der Wale) gehört haben. Sie sind die kleinste Schweinswalart (sie werden bis zu 1,50 m lang) und leider vom Aussterben bedroht. Vaquitas leben nur im Golf von Mexiko und ihr Bestand wird nur noch auf 10-20 Individuen geschätzt. Da unser Boot auch nicht sehr groß ist und uns die Geschichte sehr nahe gegangen ist, fanden wir den Namen sehr passend.
Kurzerhand sind meine Eltern, meine Schwester und ihr Freund so wie Familienfreunde nach Italien gekommen um mit uns das Boot zu taufen und dies auch ordentlich zu feiern. Eine Namensänderung des Bootes bringt bei den abergläubischen Seefahrern natürlich einige Rituale mit sich, um kein Unglück für Boot und Besatzung heraufzubeschwören. Meine Schwester Lena ist die Taufpatin unserer Vaquita und hat zum Glück keine roten Haare, denn das würde Unglück bringen, genauso wie grünes Gewand. Zuerst haben wir den alten Namen vom Boot entfernt und sind dann rausgefahren um das Ritual zu unternehmen. Wir haben mit gutem italienischem Prosecco zuerst die Schlange „Macoui“ betrunken gemacht, die sich im Kielwasser befindet. Eigentlich müsste man dann mehrmals das Kielwasser durchkreuzen, um ihr den Kopf abzutrennen. Allerdings hatten wir sportliche Bedingungen und wollten mit 8 Personen auf unserem kleinen Boot nichts riskieren und haben stattdessen lieber noch einen kräftigen Schluck ins Kielwasser geschüttet. Erst nachdem der Kopf abgetrennt ist, hat Neptun keine Einwände mehr. Wir haben Neptun dann auf der Steuerbordseite auch noch etwas mehr Prosecco gegeben, um ihn zu besänftigen. Dann haben wir ihn gebeten den alten Namen aus seinem „Namensbuch“ zu entfernen. Dafür haben wir einen Stein mit dem alten Namen Båtis, den die Tochter unserer Voreigner extra für uns beschriftet und verziert hat, über Bord geworfen und Neptun nochmal etwas Prosecco gegeben.
Im Hafen haben wir dann die restliche Zeremonie vollzogen, wo Lena noch eine sehr rührende Rede gehalten hat, die mit einem dreifachen „Hipp, hipp, hurra“ zu Ende ging. Peter hat dann versucht eine Proseccoflasche am Anker zu zerschlagen, aber die Flasche ist nicht zerbrochen und der Anker hat stattdessen schon die erste Schramme am Bug hinterlassen, die wir dann später am Trockendock wieder repariert haben. Wir sind daraufhin zu einer Sektdusche übergegangen. Damit heißt unser Boot jetzt VAQUITA. Wir haben den Tag dann in einer Pizzeria und bei einem Glas Wein ausklingen lassen, bevor wir am nächsten Tag schon in den ersten Törn mit Vaquita gestartet sind…